15
Tage
3
Länder
11
Städte
2301
KM

Vor der Abreise
Ende Februar, bei frostigen Temperaturen in Deutschland packt uns das Fernweh. Wir wollen mal wieder raus, raus in die Welt und ein paar Sonnenstrahlen abstauben. Richtungsweisend ist der Süden, möglichst weit Runter, da liegt Spanien natürlich als Überwinterungsort für viele Deutsche Camper nahe, auch von uns heimgesucht zu werden. Zwischen uns und dem T-Shirt Wetter liegen aber noch etwa 1600 Kilometer, also nichts wie ran ans Lenkrad und ab auf die Piste.
Samstag, 29.02.2020 – 1. Tag
Da wir keine Frühaufsteher sind liegt es nahe, das wir nicht morgens um 4 schon losfahren. Darum bemühen wir uns schon gar nicht mehr darum und planen keine Abfahrtszeit mehr, um so keinen Stress unnötig zu produzieren, denn eigentlich ist es sowieso egal. Wenn man eben später losfährt, muss man abends einfach länger fahren. Darum wurde es später Nachmittag, bis wir all unsere Besorgungen und alle organisatorischen Dinge erledigt hatten und starten können. Die erste Zwischenetappe bis Neuenburg direkt an der Landesgrenze, war innerhalb weniger Stunden gemeistert und so konnten wir auf den Stellplatz Dreiländer Camping Gugel, den viele Camper als Übernachtungsplatz auf dem Weg in Richtung Süden nutzen, den Abend ausklingen lassen.
Sonntag, 01.03.2020 – 2. Tag
Am zweiten Tag quälten wir uns, auch wenn wir keine Frühaufsteher sind schon um 5 Uhr morgens aus dem Bett, damit wir heute in Spanien eintrudeln können. Doch meistens kommt ja alles anders als gedacht, so auch bei uns. Nach rund 100 Kilometern französische Landstraße, traten an unseren Auto schwerwiegende Probleme auf. Bereits am Vortag in Neuenburg, als wir nochmal das Auto volltankten, spielte die Scheibenwischanlage uns einen Streich. Mitten auf der Tankstelle entleerte sie ihren kompletten Tank auf unsere Scheibe, ohne das wir die Scheibenwischer betätigen konnten. Das war zwar schon sehr skuril, aber ich machte mir darum keine Sorgen…bis jetzt. An einem der zahllosen französischen Kreisverkehren, ging das Spiel von vorne los. Die Scheibenwischanlage sprühte mit aller Freude die komplette Scheibe zu und versperrte uns die Sicht, da auch die Scheibenwischer wieder nicht funktionierten. Als ersten hektischen Lösungsansatz schaltete ich den Motor aus, da ich davon ausging das die Wischwasserpumpe nun auch aufhört – aber falsch gedacht. Und besser noch, nachdem wir festgestellt haben, das unser Plan nicht aufging, sprang nun auch der Motor nicht mehr an. So standen wir da, in einen französischen Kreisverkehr, inmitten von aggressiven und wütenden französischen Auto Raudis die wild hupten, mit unseren Wohnmobil dessen Motor nicht mehr anspringt und dessen Scheibe nicht zu durchblicken ist. Das fängt ja gut an… irgendwann sprang er an und wir retteten uns in eine Ausfahrt hinein auf einen Schotterplatz. Tief verzweifelt erinnerten wir uns an unsere Mitgliedschaft beim ADAC. Ein kurzer Anruf im Kundencenter genügte, damit uns Hilfe versprochen wurde, die in einer halben Stunde bei uns eintreffen soll. Indessen zog ich die Sicherungen der Lichter und klemmte die Scheibenwischwasserpumpe ab, da beides trotz abziehen des Schlüssels munter weiterarbeiteten und wir verhindern wollten, das die Batterie sich entlädt. Der Techniker der ADAC Partnerfirma RACC traf zeitnah ein, doch leider gestaltete sich die Verständigung sehr schwierig. Er konnte leider nur französisch und unsere Kenntnisse sind seit dem Schulfranzösisch schon seit 5 Jahren in irgendeiner Schublade im Kopf verpackt. Auch die Übersetzungsversuche der Hotline halfen nichts. Dummerweise kam noch dazu, das das Problem einfach weg war. Heißt das Auto sprang wieder an und auch die Scheibenwischwasserpumpe und die Lichter funktionierten wieder problemlos, nach dem wir es wieder eingebaut hatten. Also fuhr der Techniker wieder und wir wollten trotz mit der Ungewissheit, was am Auto wohl kaputt ist, nach dem Frühstück weiter. Vom Pech verfolgt geschah es aber wieder, als ich den Motor starten wollte. Er startete nicht und die Scheibenwischanlage spielte auch wieder verrückt. Auffällig war, das im Sitzen das Problem Bestand, wenn man aber neben der Fahrertür stand nicht. Deshalb unsere Vermutung, das etwas mit der Batterie nicht stimmt, die sich unterhalb des Fahrerraums befindet. Und so war es, die Aufnahme an der Autobatterie zu den Aufbaubatterien war nicht richtig fest, dabei kam es immer wieder zu einen Wackelkontakt, den dann schließlich leider unsere Boxen und das Xomax Radio zum Opfer fielen, das wir schmerzlichst den restlichen Urlaub vermissten. Die nervenaufreibende Fehlersuche und die Begegnung mit dem RACC kostete uns ürbigens einen halben Tag, so das unser Plan mit der Einreise nach Spanien heute in weite Ferne rückte. Bis viertel 9 abends schafften wir zwar noch einige Kilometer über die mautfreie Alternative, aber mehr als 500 Kilometer bis nach Millau in Frankreich waren nicht mehr drin. Millau ist ein schönes Örtchen, leider sahen wir nicht viel davon, da wir nur auf dem Stellplatz verweilten, nach dem anstrengenden zweiten Tag.


Montag, 02.03.2020 – 3. Tag
Nach diesem sehr aufreibenden zweiten Reisetag, tat die ausgiebige Nachtruhe bis kurz vor dem Mittag sehr gut, auch wenn uns dafür kostbare Zeit für den nächsten Fahrtag verloren ging. Dennoch starteten wir erst gegen 12 Uhr vom Stellplatz. Unser Ziel heute war es auf jedenfall bis nach Spanien zu kommen – komme was wolle. Unsere Fahrt abseits der großen Autobahnen brachte abermals die wundersxchöne Landschaft Frankreichs, gerade nahe der Pyrenäen zum Vorschein. Der große Vorteil am Fahren der Nebenstraßen ist, das man hier wirklich das Land in seiner kompletten und unveränderten Schönheit wahrnimmt, Fern ab jeglicher Infrastruktur oder touristischen Mammutprojekte. Da vergehen die etlichen Kilometer trotz geringerem Durschnittstempo gefühlt schneller, als auf der stupiden Autobahnpiste. Kurz nach der spanischen Grenze macht eine Stadt, gerade für die jüngere Generation, einen sehr ansprechenden Eindruck. Die Rede ist von Llorett De Mar, einem kleinen aber dennoch sehr beliebten Küstenstädtchen. Gerade nachts, tummeln sich in den belebten Nachtleben hunderte Partysuchende, eine Art Ballermann, nur auf dem Festland, das dachten wir jedenfalls. Wir fanden einen Stellplatz nahe dem Ortskern. Der Campingplatz Lloret Blau bietet große Stellplätze, die zum verweilen einladen. Sehr zentral geht es von hier aus etwa 10 Minuten bis direkt in die Stadt zu Fuß, wo die große Partymeile zu finden ist. Wir machten uns auf den Weg, doch anstatt wilden und hektischen Getummel fanden wir.. gähnende Leere. Die verwaisten Discotheken machten einen sehr verlassenen Eindruck, Burger King und Co, haben Saisonal ihre Geschäfte pausiert. Einzig und allein einige Restaurant luden zum Ausgeben von Geld ein, was wir auch taten, aber viel mehr gab es heute und hier in der Stadt nicht zu bieten. Es ist nunmal keine Party Saison, oder überhaupt Saison. Das wurde uns hier zum Ersten Mal bewusst. Touristen Attraktionen leben von Touristen, und wenn keine Touristen Zeit ist, sind die Städte schon ziemlich verwaist – wenn nicht sogar gespenstig verlassen. Das werden wir auf unserer Reise noch öfter erleben müssen.

Dienstag, 03.03.2020 – 4. Tag
An diesem Dienstag starteten wir gegen Mittag aus dem ruhigen Llorett weiter in Richtung Süden. Anvisiert hatten wir eine Gegend unterhalb von Tarragona, dort überwintern viele Deutsche auf großen und weitläufigen Camping Anlagen, so hofften wir das auch die Touristen Städte entlang der Küste auf Nachfrage außerhalb der Urlaub Saison eingestellt sind. Wir entschieden uns wieder für die Strecke abseits der großen Autobahnen, entlang der bergigen Küste und dem tiefblauen Meer. Der Wind nahm mit jeden Kilometer Richtung Süden zu, so dass das Lenken eher einem stetigen Gegensteuern ähnelte. Auf der Strecke sahen wir viele kleinere aber auch größere LKW’s, die dem Wind nicht so gut trotzten wie wir.Oder sie hatten einfach Pech. Die Straßen sind relativ menschenleer aufgrund des unangenehmen Winds. Einzig allein die zahlreichen Prostituierten entlang der Europastraßen belebten die Straßenränder zwischen den weit von einander gelegen Ortschaften. Trotz des widrigen Wetters trafen wir am Nachmittag in Cambrils ein, in dem viele Campingplätze ansässig sind. Doch auch die Campingplätze haben Saisonbetrieb, so dass immer nur einige der zahlreichen Plätze ihr Angebot ganzjährig anbieten und so ihre Pforten für die Überwinterer aber auch für spontane reiselustige Camper öffnen. Wir entschieden uns für den Campingplatz La Llosa in Cambrils. Nicht weit vom Strand und der weiten Strandpromenade entfernt liegt der Platz auf einer leichten Anhöhe, so das sich ein schöner Blick auf das Meer ergibt. Die parzellierten Plätze sind wie in Spanien typisch relativ eng, aber ausreichend. Jetzt im Winter sind alle Bäume und Sträucher eingekürzt, Schatten wird also nicht gespendet, aber dafür hat die Satelitenanlage leichtes Spiel. Die modernen und sauberen sanitären Anlagen sind über dem Platz verteilt und schnell zu erreichen.

Kurz nach der Ankunft gab es für uns Kaffee und Kuchen, draußen vor dem Wohnmobil, im T-Shirt. Das erste Mal dieses Jahr. Wir entschieden uns trotz des Windes eine Fahrradtour zu unternehmen, so fuhren wir entlang der weitreichenden Strandpromenade weiter nördlich bis zum Ort Salou.

Abseits der Promenade sind viele kleinere aber auch größere Stadtkerne zu erblicken. Auch Campingplätze sind hier häufig zu sehen. Da der Wind immer mehr zulegte, entschieden wir uns die Heimfahrt anzutreten, leider mit Gegenwind. Und dieser war nicht gerade leicht, es gab Situation da kam man einfach nicht mehr dagegen an. Und selbst beim Absteigen und Laufen wehten uns immer wiederkehrende Böen so heftig um die Ohren, das Festkrallen an Laternen oder Bäumen das einzige war, das ein Wegblasen verhinderte. Umso glücklicher waren wir, als wir nach dieser aufregenden und anstrengenden Heimweg durch dieses Sturmgebiet am Campingplatz eintrafen. Wir verbarikadieren uns, nachdem wir die Satelitten Schüssel manuell in Sicherheitsstellung gebracht hatten, da sich die Schrauben durch den Wind gelöst hatten, im wackelnden Auto, das die Böen mit voller Breitseite abfing. Aber dennoch, schön so in den Schlaf gewiegt zu werden.



Mittwoch, 04.03.2020 – 5. Tag
Nach dem stürmischen gestrigen Tag, geht es heute für uns ein bisschen weiter südlich, der Sonne und dem wärmeren Klima entgegen. Wieder nutzten wir Landstraßen, auf der die schönen spanischen Gegenden zum Vorschein kommen. Die Landschaft hier ist gerade sehr von Obst und Gemüseanbau geprägt, dort wo bewässert wird. Abseits dieser nahe an Flüssen oder dem Meer liegenden Gegend, ist es stattdessen sehr staubig und trocken. Gerade wenn man von Bergen in die Täler schaut, sieht man diese Gegensätze der trockenen wüstenartigen Gegend und dem künstlich hergestellten Grün sehr deutlich. Unser heutiges Ziel ist Peniscola. Das Örtchen ist ein wahres Touristen Highlight, und zwar nicht nur wegen dessen ulkig klingenden Namen, sondern wegen der historischen Altstadt mit seinen schmalen Gässchen und ihrer dazugehörigen Burg, die sich auf einer Landzunge ins Meer hineinstreckt. Am Nachmittag trafen wir am Platz Camping Eden ein, der noch einige Plätze nebst den Überwinterern frei hatte. Der im Vergleich zu den anderen Plätze in dieser Region eher kleinere Campingplatz bietet schöne Stellplätze umgeben von Sträuchern und Dächern aus den hier typischen Hartlaubgewächsen. Sehr positiv fiel uns hier das Outdoor Waschbecken auf, das auf jeder Parzelle zur Verfügung stand. Nach einer kurzen Stärkung verbrachten wir den Nachmittag in der malerischen Altstadt von Peniscola.







Der Stil hier gleicht dem, von griechischen Inseln. Häuser die auf im Wasser stehende Felsen gabaut wurden, die Burg die aus dem Wasser türmt, die kleinen stufigen und verwinkelten Gässchen und vor allem die Blau Weiße einheitliche Optik der Häuserfassaden vermitteln einem inständig das Gefühl, in der Heimat der griechischen Götter und Sagen einen Tag zu verbringen. Aber auch hier merken wir, das wir außerhalb der Urlaubsaison anwesend sind, da Gastronomien nur selten geöffnet sind.

Donnerstag, 05.03.2020 – 6. Tag
Heute geht es für uns noch weiter in Richtung Süden. Auf der Fahrt bemerken wir schon, das die Gegend immer weniger besiedelt und teils auch ärmer und verlassen wirkt. Gerade auch die immer trockenere Vegitation, oder besser die fast nicht vorhandene, gibt uns als Naturliebende Menschen ein unnahbares Gefühl. Dieses zeichnete sich auch weiter ab, als wir am Hafenstädtchen Santa Pola eintreffen. Die Gegend und die gesamte Infrastruktur wirkt hier schon relativ arm, dennoch ist es interessant und zugleicht beängstigend, wie unser Europa auch noch sein kann. Unser Platz für die Nacht ist einer der größten Campingplätze die wir bis dato je gesehen haben. Etliche Etagen reihen sich dem leichten Hang nacheinandern nach oben. Überwinterer aus aller Hergottsländern kommen hier auf dem Camping Bahia zusammen.

Die Stadt machte wie bereits erwähnt einen sehr armen Eindruck, jedoch fehlte es gerade an dem belebten Hafen nicht an Geschäften und Essensangeboten. Am Abend entschieden wir uns, das wir mit Santa Pola den südlichsten Punkt für unsere Reise erreicht haben und nun wieder nördlich ziehen. So haben wir bei der nächsten Spanienreise noch allerlei an der Südküste zu entdecken.






Freitag, 06.03.2020 – 7. Tag
Etwa 30 Kilometer nördlich von Santa Pola liegt die große spanische Stadt Alicante. Auf der kurzen Fahrt unternahmen wir noch einen Abstecher zu den in Santa Pola ansässigen Salzseen. Hier konnten wir die Schönheit von wildlebenden Flamingos bestaunen, die sich in den warmen Salzseen unter der kräftig leuchtenden Sonne badeten.

Angekommen in Alicante fuhren wir den etwas außerhalb gelegenen Stellplatz Area Camper Alicante an, von dem es etwa 10 km mit dem Radl bis in den Stadtkern von Alicante sind. Die Lage des Stellplatzes relativiert sich dennoch, denn die begehrten Badestrände von Alicante liegen in direkter Lage am Stellplatz und auch hier sind einige Geschäfte und Restaurants zu finden. Die schöne Großstadt besticht durch ein reiches Angebot an Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten, aber in kultureller Hinsicht auch mit ihrer Burg, die oberhalb der Stadt auf einem angrenzenden Berg thront und die Stadt von oben herab bewacht.











Auch wir wagten den nicht all zu leichten Aufstieg, konnten aber somit abends den herrlichen Sonnenuntergang von hier oben aus beobachten, bevor wir in einen der zahlreichen Restaurants zum Abendessen einkehrten und den Abend ausklingen ließen. Gegensätzlich zu den vorigen Erlebnissen war hier viel los und nichts saisonal geschlossen, dies liegt aber wiederrum an der Größe der Stadt und der daraus resultierenden Nachfrage Unabhängikeit des Tourismus.






Samstag, 07.03.2020 – 8. Tag
Morgens hatten wir beschlossen, dass wir heute nochmal, in das Städtchen gehen. Es hatte uns sehr gut gefallen und wir hatten noch nicht sehr viel erkundet, außerdem überkam uns der Wunsch nach ein bisschen Menschentrubel, den wir bis dahin noch nirgends auf dieser Reise hatten. Wir verbrachten noch den ganzen Nachmittag in der Stadt, bevor wir uns zu unseren Stellplatz für die Nacht begaben. Nicht weit entfernt liegt das von Hotelkomplexen geprägte Örtchen Urbanova, welches einen sehr außergewöhnlichen Stellplatz ohne Service und Sanis, direkt auf dem Strand bietet.


Hier hatten sich schon dutzende andere Wohnmobilisten gesammelt, wodurch uns leider ein Platz in erster Reihe vorenthalten war. Nichtsdestotrotz ist es hier in zweiter Reihe auch ein sehr magischer Ort zum Übernachten, gerade bei geöffnetem Fenster dem Rauschen der Wellen beim Einschlafen zu lauschen.


Sonntag, 08.03.2020 – 9. Tag
Sonntag, wie der Name schon sagt, geprägt von herrlichen Sonnenschein und warmen Temperaturen, konnten wir uns bereits bei Zeiten aus dem Bett quälen, um den Sonnenaufgang auf dem Meer direkt am Strand zu beobachten.





Danach machten wir Frühstück und vertrieben uns die Zeit bis angenehme Badetemperaturen auf dem Thermometer zu lesen waren mit Fernsehen, genauer gesagt deutsches Frühstücksfernsehen. Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht bereits aufgefallen, das wir uns um die Zeit Anfang März 2020 befinden, die Zeit die überdramatisierenden als der Krisenbeginn in der Corona Pandemie in die Geschichtsbücher eingehen wird. Da wir durch den verkorksten zweiten Tag leider kein Radio mehr hatten und wir bis dato wenig bis keine Zeit uns nahmen im Fernsehen oder auf sozialen Medien Nachrichtentechnisch uns auf den neusten Stand zu bringen, erfuhren wir morgens diesen Tages erst über die flächendeckende Ausbreitung des Corona Virus. Gut, zunächst war es nicht wirklich besorgniserregend, aber ein paar Gedanken machten wir uns trotzdem. Nach diesen neuen Erkenntnissen verbrachten wir einen herrlichen Badetag am Strand von Urbanova. Interessant ist hier auch der angrenzende Flughafen, der uns nachts nicht auffiel, aber durch den wir am Tag viele tieffliegende dem Landeanflug beginnende Flugzeuge bestaunen konnten. Gegen Abend brachen wir aber dennoch auf, um wieder ein Stückchen weiter in den Norden zu fahren. Unser nächstes Ziel ist Calp, auch eines der Touristen Highlights an der Spanischen Küste. Hier wählten wir einen kleinen Campingplatz zentral gelegen namens Camping Sol de Calpes. Die Campingplätze sind alle erstaunlicherweise gut ausgelastet, dennoch hatten wir auch hier keinerlei Probleme einen Platz auf dem geschotterten Gelände zu bekommen. Die Sanitären Anlage waren wie auf der gesamten Reise in Ordnung. Das Städchen Calp bietet als Hauptattraktion ein wahrliches Naturphänomen. Ein Riesiger Stein ragt unwirklich aus dem Wasser heraus. Für den Betrachter ein sehr eigenartiger und doch majestätischer Ausblick. Die Stadt selbst lebt aber auch hier von Saison Tourismus, weswegen im März trotz der vielen Überwinterer keinerlei Spur von geöffneten Gastronomien oder Bummelmärkten war. Die Nachfrage scheint wohl trotzdem nicht groß genug zu sein, um auch im Winter ein profitables Geschäft einzufahren.



Montag, 09.03.2020 – 10. Tag
Am heutigen Tag entschieden wir uns dazu, etwa 100 Kilometer weiter nördlich in die bekannte Hafenstadt Valencia zu fahren. Die Fahrt über kleine Dörfer entlang der Küste durfte gerne etwas länger dauern, da die Aussichten entlang höher gelegene Küstenstraße das alle Mal entschädigte.

Große Städte mit dem Wohnmobil zu besuchen ist ja immer ein bisschen schwierig, so auch in diesem Fall. Gerade bei unseren südlichen Nachbarn ist das Parken eine Kunst für sich, und wer sich da um ein paar Schrammen am Auto sorgt, braucht gar nicht erst in den Stadtkern hineinzufahren.

Weder Camping Plätze noch Stellplätze gibt es, bei denen man mit einem vertretbaren Fußmarsch ins Zentrum gelangt. Da muss man dann hoffen, das der öffentliche Nahverkehr im Umland nahe der Campingplätze in so weit gut ausgebaut ist, das der Weg in und vor allem auch abends aus der Stadt passabel zu meistern und auch verständlich für ortsfremde und der Sprache nicht mächtigen Touristen ist. Wir fanden einen Platz im Vorort El Saler. Der kleine und gemütliche Platz bot uns einen sehr schönen und abgeschotteten Stellplatz umzäumt von hohen Hecken, auf dem wir den Abend bei romantischem Kerzenschein unter der Markise verbrachten. Erst für den nächsten Tag planten wir den Ausflug nach Valencia, da die Busverbindung gerade abends schnell eingestellt wird und es sich daher heute nicht mehr gelohnt hätte. Gerade an solchen Tagen und mit diesen geografischen Begebenheiten, rückt der Wusch nach einem zweirädrigen motorisierten Beiwagen zum Mitnehmen immer weiter ins Gedächtnis, wenn da nicht das leidige Gewichtsthema am Wohnmobil aufploppen würde. Aber das, müssen wir angehen – irgendwann.
Dienstag, 10.03.2020 – 11. Tag
Nach dem morgendlichen Erkundigen auf dem Fernsehen nach Corona startete heute unser Besuch von Valencia. Mit dem Bus der direkt vor den Türen des Campingplatzes hält, geht es für ein paar Euro für die viertelstündige Fahrt ins Zentrum. Die gigantische Stadt ist geprägt von allerlei Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Besichtigungsmöglickeiten. Zum Spazierengehen lädt ein riesiger Park ein, der sich durch die Stadt in einem trockengelegten Fluss zieht.







Inmitten der Vorbereitungen des alljährlichen berühmten Falla Festes, bei dem riesige Pappfiguren auf großen Straßenkreuzungen und Plätzen in der finalen Nacht angezündet werden, schlendern wir durch die belebten Einkaufspassagen. Zufällig sind wir gerade jetzt hier, in einem der höchsten Feste Kataloniens. Einmal am Tag werden unter tosenden Geknalle dutzende Tonnen Feuerwerkskörper angezündet, bevor Stille und dunkler Rauch die Stadt übernimmt. Merkwürdige Rituale sind das schon, dennoch sehr interessant und aufregend zu beobachten.








Nebenbei erfahren wir noch, das das Studien Semester für den Sommer Corona bedingt später startet, so dass wir mit dem Gedanken liebäugeln, unsere Reise noch etwas länger zu beschreiten als eigentlich geplant. Aber erstmal abwarten – wie sich dann zeigte. Nach einem Abendessen in einem der reichlich ansessigen Tapas Bars nahmen wir den letzten Bus, um wieder zurück zu unseren Auto zu gelangen.
Mittwoch, 11.03.2020 – 12. Tag
Am Mittwoch wollten wir wieder circa 100 Kilometer nördlich ziehen, damit wir selbst als Langschläfer und Abfahrt gegen Mittag noch möglichst viel vom Tag haben. Nach der wiederrum sehr schönen Fahrt der Küste entlang kamen wir in Cabanes an, um uns dort nach einem Stellplatz umzuschauen. Die zahlreichen Campingplätze aber präsentierten schon von weiten mit Schildern vor den Einfahrten, dass sie ausgebucht sind. Nach zahlreichen Versuchen doch noch ein Plätzchen hier zu finden gaben wir auf und entschlossen uns noch weiter Richtung Norden zu fahren. Wir telefonierten mit einigen Plätzen entlang der Küste, viele waren Saisonbedingt geschlossen, andere waren ebenso ausgebucht wie die in Cabanes. Irgendwann hatten wir Glück bei einem, in der Nähe der vor einigen Tagen besuchten Gegend rund um Cambrils, genauer gesagt in L’Hospitalet de l’Infant. Und was für einer, mit direkter Lage und freier Sicht aufs Meer pltzierten wir unseren PLA längs des Strandes, um von der Veranda einen herrlichen Blick aufs kühle Nass zu erhaschen.


Wir genossen den Abend am Wohnmobil mit der herrlichen Sicht bei einer Pizza und Wein um morgen gestärkt die Gegend erkunden konnten.



Donnerstag, 12.03.2020 – 13. Tag
Auch wenn wir es nun schon ein paar mal erleben durften, ist der Blick auf das Meer kurz nach dem Aufwachen jedes Mal unbezahlbar. Gut, das könnte man im Hotel bei einem guten Zimmer auch haben. Aber kurz nach dem Aufstehen mit der Morgenzigarette und einer Tasser Kaffee vor dem Wohnmobil zu sitzen und dem Rauschen des Meeres zu lauschen und die immer wiederkehrenden Wellen zu beobachten, das ist wirklich mehr als selten. Und eines, das hat man wirklich nur als Camper – und zwar nur im Bademantel bekleidet dann auch noch die Zähne mit diesen einzigartigen Blick zu putzen.

Nach einem schönen Frühstück in der Sonne geht es heute für uns nach Miami. Leider nicht Miami Beach, aber dafür Miami Platja, ein kleines Örtchen nahe unseren Stellplatz. Auch hier ist die Stadt die ringsum riesige Hotelkomplexe ihr eigen nennt wie ausgestorben. Man kann sich im Leben nicht ausmalen wie es ist, wenn diese ganzen komplexe gut gebucht sind und die Menschen in Scharen hier den Strand bevölkern. Eigenartige Vorstellung – aber wir haben uns fest vorgenommen diese Ecke nochmal irgendwann zu besuchen, und dann in der Urlaubs Hauptsaison, um den Unterschied mal hautnah mit zu erleben. Nach einer kleinen Runde mit dem Rad kehrten wir wieder in unser Wohnmobil zurück, um den Abend vor dem Wohnmobil am Meer zu verbringen.

Da es auf dem Stellplatz eine kleine Pizzeria gab, nahmen wir das Angebot gerne an und holten uns Pizza. Leider war diese sehr klein, aber wir haben ja alles dabei, so dass es nicht mit knurrenden Magen ins Bett musste. Der Stellplatz an sich besticht definitiv durch seine tolle Lage und den überwiegend mit Meerblick ausgestatteten Plätzen, aber auch die sanitären Anlagen und das Restaurant haben gefallen. Einzig allein sollte man nicht tierscheu hier sein, denn auf dem Stellplatz tummeln sich dutzende Katzen. Diese sind sehr zutraulich und kommen auch mal abends auf einen Besuch vorbei, was uns als tierfreunde natürlich nicht störte.

Freitag, 13.03.2020 – 14. Tag
Freitag, der 13. startete für uns nochmals mit einem herrlichen Sonnenaufgang über dem Meer.


Auch wir registrierten langsam einge gewisse Beunruhigung aufgrund des Corona Themas in uns. Jeden Morgen wenn wir die Nachrichten checkten überschlugen sich die Ereignisse und auch die Fallzahlen. Auch die Fallas, deren Aufbau wir vor zwei Tagen noch bestaunen konnten wurden abgesagt, einige Länder beschlossen ihre Grenzen zu schließen und unsere Familien machten sich auch stetig mehr Sorgen um unsere sichere Heimkehr. So beschlossen wir heute ein ganzes Stück Richtung Heimat zu kommen, um schon mal ein bisschen näher an Deutschland zu sein. Ein richtiges Ziel hatten wir noch nicht im Auge, also stellten wir unser Navi nach Hause ein und wollten dann spontan entscheiden, wo und wann wir stehen bleiben.

Auf der Fahrt checkten wir immer wieder die Nachrichten in den sozialen Medien, die sich an diesen Tag überschlugen. Immer mehr Einschränkungen im öffentlichen Leben, Katastrophenstimmung in der Heimat, immer mehr Risikogebiete in Europa. Das alles war wirklich sehr beängstigend. Unsere Eltern informierten uns immer wenn etwas drastisches passiert, so erfuhren wir auch von einer Sonder Nachrichtensendung auf RTL um die Abendbrotszeit. Wir entschieden bis dato durchzufahren und ein paar Kilometer zu machen, bevor wir uns zum Abendbrot auf einem französischen Autohof niederließen und die Nachrichten auf uns wirken lassen. In diesen Nachrichten wurde die Lage wirklich mehr als dramatisch dargestellt, immer mehr Länder schlossen sofort ihre Grenzen. Auch uns wurde nun Angst und Bange das auch uns das bevorstehen könnte, so waren wir sehr entschlossen dazu, in einem Ritt durch die Nacht bis nach Deutschland zu gelangen, falls nun wirklich ab morgen mit immensen Einschränkungen zu rechnen ist. Die Fahrt durch Frankreichs Nacht verlief reibungslos, wenn auch sehr anstrengend, aber nach knapp 18 Stunden hinter dem Lenkrad erreichten wir morgens um 6 den deutschen Grenzübergang, an dem wir ein kurzes Gesrpäch mit einem Grenzbeamten hatten aber sonst ohne Hürde zu meistern war. Wohlverdient suchten wir uns ein Plätzchen auf der Autobahn, um ein Paar Stunden die Augen zu schließen und dann die letzte Etappe antreten zu können.
Samstag, 14.03.2020 – 15. Tag
Heute standen dann nur noch die letzten 300 Kilometer für uns an. Der anstrengende gestrige Tag steckte uns noch in den Gliedern, aber bereut haben wir es nicht. An einen ruhigen Schlaf hätten wir mit diesen Infos und Befürchtungen außerhalb Deutschlands nicht denken können. Kurz nach 12 Uhr traten wir die letzte Etappe bei dieser Reise an, die für uns nach 4 Stunden beendet war mit der Heimkehr nach Hause. Heute stand erst einmal reger Meinungsaustausch zum Thema der Themen auf dem Programm und ein kurzes Einkaufen. Und da sahen wir das, was wir seit ein paar Tagen immer wieder hörten und nie wirklich glaubten – komplett leergeräumte Regale. Verrückte Welt.
